Beziehungen im Alltagsstress
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Beziehung bedeutet im alltäglichen Gebrauch grundsätzlich eine bestimmte Relation zwischen verschiedenen Objekten oder Individuen. Das mal als Erklärung wortwörtlich vom Wikipedia übernommen.
Wenn man beim Wort Beziehung jedoch an eine Liebesbeziehung denkt, dann wird diese Erklärung als ziemlich nüchtern empfunden. Obwohl, wenn man sich manche Liebesbeziehungen nach Jahren ansieht, wie verkümmert und verkrustet sie geworden sind, passt es dann doch wieder.
Was passiert eigentlich in einer Beziehung? Warum scheint es manchmal, dass nichts auf der Welt so schwierig ist, wie eine glückliche Beziehung zu führen? Vom Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt, und manchmal im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode geliebt. Solange bis nichts mehr übrig ist, außer Hass und Leid. Wobei wenn das Gefühl von Hass noch da ist, dann sind wenigstens noch Gefühle da. Starr wird es dort, wo nichts mehr da ist, kein Gefühl und keine Emotion. Wo aus der Beziehung der Lebensatem ausgehaucht ist.
Wie kann es soweit kommen? Wo hat man sich auf dem gemeinsamen Weg verloren? Warum scheint manchmal alles so schwierig und unüberbrückbar? Beginnen doch die meisten Beziehungen mit einem wundervollen Glücksgefühl der Verliebtheit! Wir setzen setzen die rosarote Brille auf und los geht’s. Wir bemühen uns und setzen uns ins rechte Licht. Nichts ist zuviel, es wird alles getan, damit wir uns gut präsentieren können. Alles wird vergeben und verziehen.
Mit Eifer werfen wir uns rein ins Wechselbad der Gefühle, und wollen nur noch das Eine, von unserem Partner bis in alle Ewigkeit glücklich gemacht werden. Eine hohe Erwartung und noch dazu an unser Gegenüber gestellt. Selber schaffen wir es nicht, die meisten jedenfalls nicht, also hat unser(e) Liebster/-e die Aufgabe, dies zu übernehmen. Und dann beginnt alles seinen Lauf zu nehmen. Und wenn wir uns das mal genauer anschauen, ist ja das ein Ding der Unmöglichkeit.
Wie bitte soll ein Außenstehender uns bis ins Innerste glücklich machen, wenn wir selber nicht in der Lage sind, dies zu schaffen? Wir verlangen von unserem Partner genau das, was wir selber nicht erreicht haben. Und an diesem Punkt werden dann Maßstäbe gesetzt. „Du wolltest mich doch ewig lieben. Du hast mir doch versprochen mich unendlich glücklich zu machen, usw ...“ Dabei wird jedoch vollständig außer Acht gelassen, dass vor allem Beziehungen „Orte der Heilung “ sind. Wir bekommen genau jenen Partner im Leben der uns spiegelt, was noch offen ist in uns. Welche Themen noch nicht geheilt sind. Womit wir ein Problem haben. Und Situationen wie Seitensprünge, Lieblosigkeit, Abhängigkeit, Eifersucht, ect. haben in erster Linie immer mit uns selber zu tun.
Es soll uns zeigen, wo wir hinschauen müssen, wo noch tiefer Schmerz vergraben ist, wo die Seele stecken geblieben ist. Und das funktioniert nun mal nicht gleich am Anfang der Beziehung. Dazu muss man sich schon etwas gedulden, sich immer besser kennen lernen, sich vertrauen, damit man die Bereitschaft entwickeln kann, sich soweit zu öffnen, um alles von sich preisgeben zu können. Das lernt man in einer längeren Beziehung. Man wagt sich immer ein Stück weiter vor, erkennt Probleme und versucht sie zu lösen.
Wenn zum Beispiel ein Seitensprung passiert. Dann hat es nie nur mit dem zu tun, der betrügt, sondern auch mit dem, der betrogen wird. Keine Frage, dass dies eine schmerzhafte Erfahrung ist. Aber wenn man da durchgeht und sich alles anschaut was dran hängt, wo es her kommt, und wozu wir es im Leben brauchen, dann darf Heilung stattfinden.
Schwierig wird es hierbei meist dann, wenn Paare sich fürs Zusammenbleiben entscheiden, ohne den Prozess fertig zu gehen. Eine Situation wo einer dann in ewiger Schuld des anderen steht, und man sich nicht mehr auf Augenhöhe begegnen kann. Man bleibt in diesem enormen Schmerzfeld stecken, und ein gemeinsames Miteinander ist fast nicht erreichbar.
Das sind dann jene Beziehungen, die auf den ersten Blick zwar einigermaßen gut rüber kommen, aber beim genaueren Hinschauen dann das ganze Ausmaß an Verletzlichkeit, Härte, Schmerz und Enttäuschung aufzeigen.
Und aus einem Miteinander wurde ein Nebeneinander. Und dies tut, wenn man es zulässt fast noch mehr weh, als wenn man sich getrennt hätte.
Dabei liegen gerade in solch schmerzerfüllten Situationen die schönsten Geschenke, wenn man sich und den Partner die Chance gibt, alles was da ist an Unausgesprochenen, an Unzulänglichkeiten, an Themen, wirklich alles da sein zu lassen und hinter die Fassade zu blicken.
Sich einlassen auch auf einem Selber. Wo bin ich noch in Mustern und Glaubenssätzen gefangen. Woher kommt meine Reaktion auf bestimmte Situationen. Warum bin ich so unendlich eifersüchtig, und hab ständig Angst, dass meine Beziehung dem Alltag nicht stand hält?
Wenn man sich solchen Themen permanent ausgesetzt fühlt, ist es wirklich kein Wunder, dass die tatsächliche Liebe auf der Strecke bleibt, denn die ganze Energie fließt in den Kontrollmechanismus. Und da bleibt keine Resource mehr für echte und tiefe Gefühle. Da sind wir Getriebene des Schicksals. Ständig im Überwachungsmodus, nur ja nichts dem „Zufall“ oder gar „Schicksal“ überlassen.
Und doch ist es trotzdem immer noch das allerschönste GESCHENK des Lebens, wenn wir in der Lage sind, mit dem Leben zu fließen und das Vertrauen zu haben, dass wirklich alles, was einem im Leben so geboten wird, gut für unsere Seele ist.
Wenn wir das mal spüren können, und voll in unser Bewusstsein nehmen können, dann sind wir einen bedeutenden Schritt in unserem Leben weitergekommen. Und das Gefühl, das sich dann wie ein warmer Sonnenstrahl durch all unsere Zellen bis tief in die Seele ausbreitet, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Das lässt sich dann einfach nur noch fühlen und genießen, und gleichzeitig dankbar sein, dass auch ich fähig bin, das große Glück in mir wachsen und gedeihen zu lassen.
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